StädteRegion Aachen. Die Gefahr ist oft nur einen Klick entfernt. „Sobald Kinder und Jugendliche im Netz Bilder von sich posten, können diese von anderen runtergeladen und weiterverbreitet werden, ohne dass sie noch etwas dagegen tun können. Da hilft auch das eigene Löschen dann nicht mehr.“ Peter Arz, Kriminalhauptkommissar im Polizeipräsidium Aachen, wurde beim Fachtag der StädteRegion Aachen unter dem Titel „Clever im Netz – Kinder und Jugendliche vor sexueller Gewalt schützen“ deutlich. Im Stolberger Industriemuseum Zinkhütter Hof wurden rund 60 Teilnehmer für dieses wichtige Thema sensibilisiert. Die Veranstaltung war die erste in einer Reihe anlässlich des 20-jährigen Bestehens der städteregionalen Fachstelle Sexueller Missbrauch in Stolberg.
Markus Terodde, städteregionaler Dezernent für Jugend und Bildung, eröffnete den Fachtag, bei dem neben den Gefahren auch Projekte zur Prävention vorgestellt wurden. „Es ist wichtig, dass dieses Thema zunehmend in den Fokus rückt, denn mit der Weiterentwicklung der Kommunikationsmöglichkeiten im Internet nehmen auch die Gefahren für junge Menschen zu.“ Das Internet mit seinen fast unbegrenzten Möglichkeiten kann für Kinder und Jugendliche schnell zur Falle werden. „Sexueller Missbrauch fängt heutzutage, anders als noch vor 15 oder 20 Jahren, oftmals digital an“, sagte Peter Arz. „Die Belästigungen sind durch das Internet leider vielfältiger und noch anonymer geworden.“
Wichtig sei deshalb, dass junge Nutzer gerade in einer virtuellen Welt mit unzähligen Chatprogrammen und sozialen Netzwerken vorsichtig unterwegs sind. „Am besten gibt man möglichst wenig von sich selbst preis und vor allem keine allzu persönlichen Bilder“, betonte Heike Brzezina von Basta! e.V. „Denn gerade wenn Heranwachsende jemanden über das Internet kennenlernen, können sie oft nicht wissen, wer sich wirklich hinter dem Gegenüber verbirgt.“ Brzezina selbst hatte den Test gemacht und sich als 16-jähriges Mädchen in verschiedenen Chats angemeldet. „Was ich dort für ‚Anfragen‘ bekommen habe, war besorgniserregend.“ Sie skizzierte verschiedene Hilfsprogramme, von Apps für Eltern zur Handykontrolle ihrer Kinder über Beratungsangebote für Betroffene. Gerade Eltern nehmen bei der Kontrolle der „Handy- und Internetgewohnheiten“ eine zentrale Rolle ein.
Was der beste Schutz gegen sexualisierte Gewalt und Kinderpornographie im Internet ist? Peter Arz: „So einfach es klingt: Ein gesundes Misstrauen hilft schon enorm weiter. Und wenn etwas passiert ist, sollen sich Betroffene sofort melden. Denn wer schweigt, hat schon verloren.“
Nach den Fachvorträgen nutzten die Teilnehmer die Möglichkeit, sich an Thementischen auszutauschen und über aktuelle Projekte ins Gespräch zu kommen.
Im Netz clever unterwegs sein: Bei der gleichnamigen Veranstaltung der StädteRegion Aachen ging es darum, wie junge Menschen vor Internetgefahren geschützt werden können.
Raimund Lanser (v.l., Jugendamt), Jugenddezernent Markus Terodde, Angelika Degen (Fachstelle Sexualisierte Gewalt), Heike Brzezina (Basta! e.V.), Peter Arz (Kriminalhauptkommissar) und Sabine Rommel (Fachstelle Sexualisierte Gewalt) diskutierten darüber im Stolberger Industriemuseum Zinkhütter Hof.
Foto (StädteRegion Aachen)