Im Februar 2017 hat das Netzwerk „Frühe Hilfen/ Kinderschutz“ eine beeindruckende Aktionswoche zum Thema „FASD“ durchgeführt.

Mehr als 600 Schüler/innen und etwa 200 pädagogische Fachkräfte und Pflegeeltern haben sich bei einer Ausstellung und verschiedenen Fachvorträgen über die Hintergründe und Folgen von Alkoholkonsum in der Schwangerschaft informiert.

Einen vollständigen Bericht über die Aktion im Depot Talstraße in Aachen können Sie hier nachlesen.

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Was ist FASD?

Foto: WoGi – Fotolia

Alkoholkonsum der Mutter in der Schwangerschaft ist eine häufige Ursache für angeborene Fehlbildungen, geistige Behinderungen, Entwicklungs- und Wachstumsstörungen sowie extremen Verhaltensauffälligkeiten.

Die durch den Alkoholkonsum in der Schwangerschaft entstehenden irreparablen Schäden des ungeborenen Kindes werden unter dem Oberbegriff “Fetale Alkohol Spektrumstörungen“ (Fetal Alcohol Spectrum Disorder) oder „FAS / FASD“ bezeichnet.

Jährlich werden ca. 10.000 Kinder mit Alkoholschäden geboren, davon weisen ca. 4.000 Kinder das Vollbild der Fetalen Alkohol Spektrumstörung auf. Somit wird in Deutschland pro Stunde mindestens ein Kind mit FASD geboren.

FASD ist die häufigste, nicht genetisch bedingte seelische, geistige und /oder körperliche Behinderung bei Neugeborenen. Durch Verzicht von Alkohol in der Schwangerschaft ist sie allerdings zu 100% vermeidbar.

Wie entsteht FASD?

Trinkt die Mutter während der Schwangerschaft Alkohol, gelangt dieser zum Kind. Durch den Alkoholkonsum der Mutter weist das ungeborene Kind den gleichen Blutalkoholspiegel wie die Mutter auf: Der Alkohol gelangt ungehindert zum Ungeborenen und schädigt dort alle Zellen, Organe und Organsysteme und somit die gesamte Entwicklung des Kindes.

Das Ungeborene benötigt zum Abbau des Alkohols zehnmal länger als die Mutter, da die unreife kindliche Leber die Aufgabe nicht ausführen kann und keine Enzyme zum Abbau vorhanden sind. Trinkt die Mutter beispielsweise alle 2 Tage, ist das Kind dauerhaft betrunken. Dieser dauerhafte Zustand kann, genauso wie ein einmaliges Glas Alkohol, Schäden in der Entwicklung verursachen.

Das Fetale Alkohol Syndrom ist zwar nicht heilbar, aber dennoch zu 100% vermeidbar. KEIN SCHLUCK – KEIN RISIKO – dieser Werbeslogan soll als Präventionsmaßnahme dienen, um zu verdeutlichen, dass nicht nur die Masse an Alkohol eine Gefahr darstellt, sondern auch der Alkohol in kleinen Mengen schon erheblichen Schaden anrichten kann.

Welche Schäden treten auf?

Kinder mit FASD sind für ihr gesamtes Leben geschädigt, wobei die größten Probleme oft in der Bewältigung des Alltags liegen. Ein normales Leben in der Gesellschaft ist nur den wenigsten Jugendlichen und Erwachsenen mit FASD möglich.

Neben Beeinträchtigungen des körperlichen Wachstums und der Organbildung, verursacht Alkohol in der Schwangerschaft erhebliche Schäden des zentralen Nervensystems. Minderwuchs, Untergewicht, Kleinköpfigkeit, Gesichtsveränderungen und Augenfehlbildungen, organische Schäden, Skelettfehlbildungen, geistige und motorische Entwicklungsverzögerungen, Verhaltensstörungen, geistige Behinderungen, ein verminderter Intelligenzquotient und Hirnschäden zählen zu den Auswirkungen und lebenslangen Beeinträchtigungen und Folgen. Darüber hinaus leiden FASD Kinder unter Aufmerksamkeitsdefiziten und Verhaltensproblemen.

Diagnostik

Eine Diagnostik gestaltet sich nicht immer einfach, da zum Teil bei Adoptiv- und Pflegekindern der mütterliche Alkoholkonsum nicht belegt werden kann. Ein optimaler Zeitpunkt für eine gelungene Diagnose liegt im Alter von 8 Monaten bis 10 Jahren. Eine gestellte Diagnose ist bedeutsam, damit das Kind oder der Jugendliche Hilfen in Anspruch nehmen kann, die er benötigt.

Fachstellen und Ansprechpartner bieten eine kompetente und vertrauliche Beratung zum Thema FASD an, die alle Familien in Anspruch nehmen können.

Wo findet man Hilfen?

In der StädteRegion gibt es einige Anlaufstellen, die Beratung zum Thema FASD anbieten. Die Sozialpädiatrischen Zentren unterstützen betroffene Familien bei der Diagnoseerstellung.

Ansprechpartner:

SPZ Stolberg
Sozialpädiatrisches Zentrum am Bethlehem Gesundheitszentrum
Steinfeldstrase 5
52222 Stolberg
Tel.: 02402 /1074194
Fax.: 02402 /107 4189
E-Mail: spzsekretariat@bethlehem.de
www.bethlehem.de

SPZ Aachen
Sozialpädiatrisches Zentrum am Universitätsklinikum Aachen
Schneebergweg
52074 Aachen
Tel.: 0241/8089666
E-Mail: spzac@ukaachen.de
www.ukaachen.de

SPZ Düren
Sozialpädiatrisches Zentrum St. Marien- Hospital Düren
Hospitalstraße 44
52353 Düren
Tel.: 02421/ 805370
Fax: 02421 805262
E-Mail: spz.smh-dn@ct-west.de
www.marien-hospital-dueren.de

FAS- Ambulanz
Tagesklinik Walstedde GmbH
Dorfstraße 9
48317 Drensteinfurt
Tel.: 02387/ 9194-6100
Fax: 02387 9194-96000
E-Mail: info@tagesklinik-walstedde.de

FASD Diagnostik
Tel.: 02387/ 9194-6150
E-Mail: FAS-Anmeldung@tagesklinik-walstedde.de
www.tagesklinik-walstedde.de
FASD Deutschland
Hügelweg 4
49809 Lingen
Tel: 0591 7106700
E-Mail: info@fasd-deutschland.de
www.fasd-deutschland.de

Hilfen kann man ebenfalls bei niedergelassenen Kinderärzten, Kliniken und Suchtberatungen, bei Therapeuten, Jugendämtern und Wohneinrichtungen für Menschen mit FASD finden.