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Nach Schätzungen kommen in Deutschland jedes Jahr bis zu 10.000 Kinder mit lebenslangen Schädigungen zur Welt, weil die Mutter während der Schwangerschaft Alkohol getrunken hat.
Die Schädigungen infolge von Alkoholkonsum der Mutter sind die häufigsten angeborenen geistigen und körperlichen Fehlentwicklungen, die nicht genetisch bedingt, sondern aktiv verursacht sind. Die Zahl der rund 4.000 Kinder, die mit dem Vollbild des sogenannten „Fetalen Alkoholsyndroms“ (FAS) geboren werden, ist etwa doppelt so hoch, wie die Zahl derer, die mit dem Down-Syndrom geboren werden. Es ist einfach noch zu wenig bekannt, welche massiven Behinderungen durch Alkoholkonsum in der Schwangerschaft auftreten können. Leider sind die Auswirkungen endgültig und nicht umkehrbar. Manchmal ist Nichtwissen die Ursache, ganz oft leider aber auch einfach nur Sorglosigkeit. Und diese Gefahr ist zu 100 Prozent vermeidbar.
Wieviel Alkohol in der Schwangerschaft ist gefahrlos erlaubt?
Es gibt keinen Grenzwert bis zu dem Alkohol für das ungeborene Kind unschädlich ist. Jedes Glas Wein, Bier oder Sekt in der Schwangerschaft kann eines zu viel sein: Experten und Selbsthilfegruppen warnen daher vor jeglichem Alkoholkonsum während dieser Zeit. Dennoch trinken etwa 15 bis 30 Prozent der Schwangeren wiederholt wissentlich Alkohol.
Warum ist schon eine geringe Menge so schädlich?
Als Zellgift schädigt Alkohol den Embryo und Fetus ganz direkt, da es die Plazenta leicht überwindet. Nach dem Genuss ist der Alkoholspiegel von Mutter und Kind in allerkürzester Zeit gleich hoch. Das Ungeborene baut die Giftstoffe aber erheblich langsamer ab als die Mutter, da seine unreife Leber noch nicht ausreichend Enzyme produziert, die den Alkohol wieder abbauen können. Deshalb muss Alkohol in der Schwangerschaft tabu sein!
Welche Schädigungen können entstehen?
Alkohol stört das Wachstum sowie die körperliche und geistige Entwicklung des Kindes. Die Entwicklung der betroffenen Kinder erfolgt motorisch, sprachlich und intellektuell viel langsamer als sonst. Das abstraktes Denken, die Lernfähigkeit, die Aufmerksamkeit und die Konzentration sind oft eingeschränkt. Hyperaktivität und ein durchschnittlicher IQ von nur 70 sind häufig. Die Kinder stören in der Schule, überschreiten Grenzen und sind oft distanzlos. Sie haben lebenslang Probleme und sind vielen Anforderungen ohne Hilfe nicht gewachsen. Solche Schäden sind noch viel häufiger als die sichtbaren körperlichen Veränderungen wie zu tief sitzende Ohren, extrem schmale Oberlippe und sehr kleine Augen und Nase. Diese typischen körperlichen Merkmale entstehen, wenn die Mutter in der kurzen Phase, in der das Gesicht gebildet wird, Alkohol trinkt.
Daneben gibt es eine Vielzahl weniger auffälliger Schädigungen, die das Kind jedoch ebenfalls ein Leben lang beeinträchtigen können.
Und man kann gar nichts mehr machen, wenn es passiert ist?
Die Schädigungen sind irreversibel – ein Leben lang. Natürlich gibt es Hilfen und Unterstützungsmöglichkeiten für Eltern und Kinder durch Selbsthilfegruppen, durch Gesundheitsamt und Jugendamt etc. Man bekommt z.B. Hinweise und Hilfen zur Beantragung einer Pflegestufe für FAS-Patienten und vieles mehr.
Weitere Informationen und Unterstützung gibt es bei FASD-Deutschland e.V.: www.fasd-deutschland.de
Weitere Aktionen in der StädteRegion Aachen:
Die Jugendämter in der StädteRegion Aachen und das Gesundheitsamt der StädteRegion sind in Planungen für eine Projektwoche im Frühjahr 2017 zum Thema Alkohol in der Schwangerschaft. Für Schulklassen soll es eine interaktive Ausstellung geben verbunden mit Vorträgen für Eltern und für Menschen unterschiedlicher Fachrichtungen, die beruflich involviert sind.