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„Vor dem Anfang starten – junge Menschen entwickeln Erziehungskompetenz“. Was vor sieben Jahren als Modellprojekt gestartet ist, hat sich seitdem auch hervorragend weiterentwickelt. Nach sieben Schulen zu Beginn nehmen zum neuen Schuljahr jetzt ganze 21 Schulen aus der StädteRegion Aachen daran teil. Die Palette reicht vom Gymnasium bis hin zur Förderschule. Die Projektkosten von rund 103.000 € je Jahr haben sich voll und ganz gelohnt, so der einhellige Tenor im Kreisjugendhilfeausschuss. In diesem Sinne folgte dann auch der einstimmige Beschluss, das Präventionsprojekt fortzusetzen. Dabei durchlaufen Schülerinnen und Schüler der Klassen Acht bis Zehn ein Jahr lang ein Programm, dass sie in ihrer Persönlichkeitsbildung unterstützt und ihnen wichtige Lebenskompetenzen vermittelt. Ziel ist, die Jugendlichen schon frühzeitig auf Erziehungsaufgaben vorzubereiten und dafür fit zu machen.

Im vergangenen Schuljahr 2017/18 haben insgesamt 340 Mädchen und Jungen an dem Programm teilgenommen. Über ein ganzes Schuljahr verteilt wurden insgesamt im Durchschnitt mehr als 80 Unterrichtsstunden gefüllt. Dabei wird besonderer Wert auf die praktische Ausrichtung gelegt. Die Inhalte sind in drei große Bereiche gegliedert:

  • Stärkung im sozial-emotionalen Bereich.
    Hier wird der Umgang mit Konflikten und auch Grenzerfahrungen geprobt, das Sozialverhalten geschult und es wird Biografiearbeit mit den Jugendlichen betrieben.
  • Stärkung der Grundlagen für ein eigenständiges Leben
    In diesem Bereich werden wichtige, sehr praktisch orientierte Infos zum Umgang mit Geld (“was kostet das Leben“), Behörden und Versicherungen gegeben. Zudem werden haushaltspraktische Fähigkeiten geübt und das Thema Jobsuche besprochen. Unter der Überschrift „Körper und Gesundheit“ werden Verhütung, Ernährung und Entspannung behandelt.
  • Elternkompetenz erleben
    Hierbei werden die wichtigsten Grundlagen der Erziehung erlernt und typische Situationen im Leben einer jungen Familie besprochen. Zudem lernen die Jugendlichen die konkreten Hilfsmöglichkeiten für Familien kennen (Besuch beim Jugendamt). Ganz entscheidend ist zudem die „Babywoche“. Dabei müssen sich die Kinder eine Woche lang rund um die Uhr um eine Babysimulatoren-Puppe kümmern.

Gerade dieser letzte Punkt bringt die 14- bis 16-Jährigen oft an ihre Grenzen. Denn die Babypuppen wollen auch nachts gefüttert und beruhigt werden. Die Meinungen darüber gingen weit auseinander von: „Die Babywoche war total super. Es war schön, so viel Verantwortung zu haben.“ Bis hin zu „Wenig Schlaf macht mich total aggressiv“ reichten die Kommentare der Jugendlichen. Alle haben aber bei dem Projekt enorm viel dazugelernt.

Angelika Kranz – Foto: Holger Benend, StädteRegion Aachen

Angelika Kranz vom Amt für Kinder, Jugend und Familienberatung der StädteRegion Aachen betreut das Projekt von Beginn an federführend. „Unser Ansatz ist, dass sich Jugendliche schon mit dem Thema Erziehung beschäftigen, bevor es zu spät ist. Wir wollen die Beratung und Unterstützung schon geben, bevor junge Menschen Kinder bekommen.“

„Vor dem Anfang starten“ gilt mittlerweile als Muster eines erfolgreichen Modellprojektes. Und auch bei den Jugendlichen selbst scheint das viel intensiver im Gedächtnis zu bleiben als „normaler“ Unterricht. So wurde eine Teilnehmerin von den Lebenshaltungskosten einer eigenen Wohnung überrascht: „Es ist voll teuer alleine zu wohnen. Voll krass, an was man alles denken muss.“ Ein Jugendlicher meinte zum Schluss gar: „Meine Eltern haben jetzt Angst, dass sie nicht mehr Oma und Opa werden.“

Für Angelika Kranz ist das Ziel bei eigentlich allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern erreicht worden: „Die Jugendlichen werden jetzt viel gezielter und bewusster planen, wann die richtige Zeit für ein Kind ist. Und sie sind dann auch viel besser darauf vorbereitet, ohne von der Situation überfordert zu werden.“

Wenn Eltern sich trennen verändert sich vieles, auch für die Kinder. Sie brauchen in dieser Zeit besonders viel Zuwendung, um den Übergang in den neuen Lebensabschnitt gut zu bewältigen.

Das ist für die meisten Eltern nicht leicht. Vielfältige Probleme, Konflikte mit dem anderen Elternteil und mehr Stress fordern Kraft, Zeit und Nerven, so dass häufig die Kinder aus dem Blickfeld geraten und das eigene Wohlbefinden leidet.

Dieser praktisch orientierte und wissenschaftlich fundierte Kurs behandelt drei grundlegende Fragen:

  • Wie kann ich die Beziehung zu meinem Kind positiv gestalten und seine Entwicklung fördern?
  • Was kann ich tun, um Stress zu vermeiden und abzubauen?
  • Wie kann ich den Kontakt zum anderen Elternteil im Sinne meines Kindes gestalten?

Der Kurs umfasst sieben Treffen à 3 Stunden in gemischten Kleingruppen und wird von einem professionellen Zweierteam geleitet: Frau Anne Ruland, Katholische Beratungsstelle Alsdorf und Frau Barbara Wahl, Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche der StädteRegion Aachen.

Nächster Kursbeginn:
Mittwoch, 06. September 2017
14-tägig (nicht in den Herbstferien)
18:00 – 21:00 Uhr

Veranstaltungsort:
Kath. Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche in Alsdorf oder Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche der StädteRegion in Eschweiler

Anmeldung erforderlich!

Für Anmeldungen und weitere Information wenden Sie sich an:

Barbara Wahl
Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche der StädteRegion Aachen
Steinstrasse 87
52249 Eschweiler
Tel.: 02 41 – 5198 5111
Email: barbara.wahl@staedteregion-aachen.de