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Im Februar 2017 hat das Netzwerk „Frühe Hilfen/ Kinderschutz“ eine beeindruckende Aktionswoche zum Thema „FASD“ durchgeführt. Mehr als 600 Schüler/innen und etwa 200 pädagogische Fachkräfte und Pflegeeltern haben sich bei einer Ausstellung und verschiedenen Fachvorträgen über die Hintergründe und Folgen von Alkoholkonsum in der Schwangerschaft informiert. Weiterführende Informationen dazu finden Sie hier (klicken).

Spiegel-TV hat sich mit den Folgen von Alkoholkonsum in der Schwangerschaft auseinandergesetzt. Zitat:

Jeder weiß, dass Alkohol in der Schwangerschaft gesundheitsschädigend ist. Und zwar in erster Linie für das Kind. Doch wie gefährlich und wie dramatisch die Folgen tatsächlich sind, ahnen die wenigsten Schwangeren.
Auf den ersten Blick sieht man es ihnen nicht an: Doch die drei Pflegekinder von Nicole Schäfer leiden unter dem fetalen Alkoholsyndrom, kurz: FAS. Weil ihre leiblichen Mütter in der Schwangerschaft Alkohol getrunken haben, wurden sie mit geistigen und körperlichen Defiziten geboren. SPIEGEL TV-Autorin Katrin Sänger hat die Schäfers und eine andere Pflegefamilie besucht, deren Kinder lebenslang mit den Folgen kämpfen müssen.

Hier der Filmbeitrag mit dem Titel „Das lebenslange Leiden der Kinder – Alkohol während der Schwangerschaft“

Seit 2010 existiert in Würselen ein interaktiver Alkoholparcours. Entwickelt vom damaligen Arbeitskreis Sucht in Würselen nach einer Vorlage aus Lippe, tourt er seitdem mit großem Erfolg durch die weiterführenden Schulen in Würselen.

Bei dem Mitmachparcours können jeweils 2 Schulklassen gleichzeitig in 2 Stunden 6 Stationen durchlaufen, in denen sich die Jugendlichen in abwechslungsreicher, spielerischer und dynamischer Form mit dem Thema Alkohol und Sucht beschäftigen. Ein wichtiges Ziel des Parcours ist die Vermittlung von Informationen, über die Substanz Alkohol, ihre Wirkungsweise, Risiken und Folgen. Zum anderen soll eine kritische Auseinandersetzung mit dem eigenen Konsumverhalten sowie der eigenen Haltung zu Alkoholkonsum angeregt werden.

„Als ich meine Tätigkeit als Präventionsmitarbeiterin in Würselen begann hatte ich mir zum Ziel gesetzt, bereits vorhandene Strukturen zu nutzen und gleichzeitig solche Projekte für Schulen voranzutreiben, die attraktiv und aktuell und in allen Schulformen einsetzbar sind. Der Alkoholparcours entspricht in jeder Hinsicht diesen Kriterien“, erläutert Nathalie Thomé, Präventionsbeauftragte des Jugendamtes Würselen.

Als der Parcours entwickelt wurde, hatte der Alkoholkonsum bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen durch die Vermarktung der Alkopops stark zugenommen. Das so genannte „Komatrinken“ rückte in den Fokus der Öffentlichkeit. Es wurden vermehrt Projekte der Alkoholprävention entwickelt und umgesetzt. „Seitdem hat sich viel getan. Der regelmäßige Alkoholkonsum geht kontinuierlich zurück. Immer mehr 12 bis 17-Jährige verzichten auf Alkohol. Mehr als ein Drittel (36,5%) gibt an, noch nie Bier, Wein oder Schnaps probiert zu haben. Das ist der höchste Anteil von Abstinenzlern seit 2001. Auch im Alter von 18 bis 25 Jahren zeigt sich eine positive rückläufige Entwicklung. Dennoch liegt der Konsum in dieser Altersklasse weiterhin auf relativ hohem Niveau. Auch das Komatrinken ist seit 2012 rückläufig, ist aber immer noch Thema“, erläutert Elke Koch von der Fachstelle für Suchtvorbeugung der Diakonie die aktuellen Entwicklungen.

Als im Februar 2017 das Netzwerk „Frühe Hilfen/ Kinderschutz“ eine städteregionsweite Aktionswoche zum Thema „FASD“ durchführte war im Anschluss klar, dass der Alkoholparcours um ein Thema erweitert werden muss.

„Die Botschaft, dass eine lebenslange Schädigung des Kindes durch den Verzicht auf Alkohol in der Schwangerschaft zu 100% vermeidbar ist, wollten wir unbedingt in das Projekt einbauen“ berichtet Frau Thomé. „Wir haben dieses wichtige Thema zum Anlass genommen den Parcours zu aktualisieren und eine eigenständige `FASD-Station` zu entwickeln“ erläutert Frau Koch die Grundidee.

In Kleingruppen erhalten die Schüler und Schülerinnen Informationen über die Fetale Alkoholspektrums-Störung, Informationen über Risiken und Gefahren von Alkoholkonsum in der Schwangerschaft und erfahren Unterstützung zum Verzicht auf Alkohol in der Schwangerschaft in der Rolle als zukünftige Väter und Mütter. Mittels einer Lehrpuppe, Karten mit 11 Kernaussagen zum Thema FASD und Informationsmaterial werden einerseits Informationen vermittelt und Botschaften gesetzt, andererseits wird das Gespräch gesucht und der Austausch ermöglicht. „Bei unseren Einsätzen bin ich immer wieder angetan davon, wie aufmerksam und erwachsen die Schülerinnen und Schüler mit diesem ernsten Thema umgehen“ berichtet Elke Koch aus der Praxis.

„Den Jugendlichen zu vermitteln, dass es Gleichaltrigen mit FASD nur schwer gelingt immer selbständiger zu werden, liegt uns besonders am Herzen. Zunehmende Freiheit und Eigenständigkeit, die für Jugendliche extrem wichtig sind, werden so oft nicht erreicht. Damit sprechen wir die Schüler*innen auf einer sehr persönlichen Ebene an“, ergänzt Nathalie Thomé.

Jede Station des Parcours wird betreut. „Schulsozialarbeit, Lehrkräfte, die Kollegen der Jugendarbeit und der Fachstelle für Suchtvorbeugung sind bei jedem Einsatz mit dabei. Nur durch die Kooperation und die vernetzte Arbeit kann die hohe Qualität in den einzelnen Stationen gewährleistet werden“, so das abschließende Fazit der Kooperationspartner.

Weitere Informationen und Kontakt:

Jugendamt Würselen
Fachdienst 3.3.
Präventionsbeauftragte
Nathalie Thomé
Morlaixplatz 1
52146 Würselen
Tel.: 02405 67223
E-Mail: nathalie.thome@wuerselen.de
www.praevention-wuerselen.de

Fachstelle für Suchtvorbeugung in der StädteRegion Aachen
Elke Koch
Bergrather Straße 51-53
52249 Eschweiler
Tel.: 02403 88 30 50
E-Mail: suchtvorbeugung@sucht-ac.de
www.sucht-ac.de

 

Sonja Essers hat am 18. September 2018 in der Aachener Zeitung einen Beitrag zum Thema Alkohol in der Schwangerschaft – Oberbegriff “Fetale Alkohol Spektrumstörungen“ (Fetal Alcohol Spectrum Disorder) oder „FAS / FASD“  – verfasst.

Sie können den interessanten Artikel auf der Internetseite des Aachener Zeitungsverlages hier nachlesen.

Das Netzwerk „Frühe Hilfen/ Kinderschutz“ aller Jugendämter und des Gesundheitsamtes in der StädteRegion Aachen hat im Februar 2017 eine beeindruckende Aktionswoche zum Thema „FASD“ durchgeführt. Mehr als 600 Schüler/innen und etwa 200 pädagogische Fachkräfte und Pflegeeltern haben sich bei einer Ausstellung und verschiedenen Fachvorträgen über die Hintergründe und Folgen von Alkoholkonsum in der Schwangerschaft informiert.

Einen Bericht dazu sowie weiterführende Informationen zu diesem Thema finden sie auch hier auf imblick.info unter der Rubrik „Frühe Hilfen“ / Thema FASD.

Präventionswoche zum Thema Alkohol und Schwangerschaft vom 13.02. – 17.02.2017 im neu eröffneten Depot Talstraße in Aachen

Mehr als 600 Schüler/innen waren  sprachlos über die Folgen, die Alkoholkonsum in der Schwangerschaft hervorruft.

Etwa 200 pädagogische Fachkräfte und Pflegeeltern haben sich bei Fachvorträgen anschaulich über die Hintergründe und Folgen informiert.

„Ein Gläschen Alkohol schadet doch nicht!“ – Dieser Irrglaube gehört, so sollte man glauben, der Vergangenheit an. Aber leider sprechen die aktuellen Zahlen eine andere Wahrheit: Alkoholkonsum der Mutter in der Schwangerschaft ist eine häufige Ursache für angeborene Fehlbildungen, geistige Behinderungen, Entwicklungs- und Wachstumsstörungen sowie extremen Verhaltensauffälligkeiten.

Die durch den Alkoholkonsum in der Schwangerschaft entstehenden irreparablen Schäden des ungeborenen Kindes werden unter dem Oberbegriff “ Fetale Alkohol Spektrumstörungen“ (Fetal Alcohol Spectrum Disorder) oder „FAS / FASD“ bezeichnet.

Jährlich werden ca. 10.000 Kinder mit Alkoholschäden geboren, davon weisen ca. 4.000 Kinder das Vollbild der Fetalen Alkoholspektrumstörung auf. Somit wird in Deutschland pro Stunde mindestens ein Kind mit FASD geboren.

Wie entsteht FASD?

Durch den Alkoholkonsum der Mutter weist das ungeborene Kind den gleichen Blutalkoholspiegel wie die Mutter auf: Der Alkohol gelangt ungehindert zum Ungeborenen und schädigt dort alle Zellen, Organe und Organsysteme und somit die gesamte Entwicklung des Kindes. Das Ungeborene benötigt zum Abbau des Alkohols zehnmal länger als die Mutter, da die unreife kindliche Leber die Aufgabe nicht ausführen kann und keine Enzyme zum Abbau vorhanden sind.

Welche Schäden verursacht Alkohol in der Schwangerschaft?

Neben Beeinträchtigungen des körperlichen Wachstums und der Organbildung, verursacht Alkohol in der Schwangerschaft erhebliche Schäden des zentralen Nervensystems. Minderwuchs, Untergewicht, Kleinköpfigkeit, Gesichtsveränderungen und Augenfehlbildungen, organische Schäden, Skelettfehlbildungen, geistige und motorische Entwicklungsverzögerungen, Verhaltensstörungen, geistige Behinderungen, ein verminderter Intelligenzquotient und Hirnschäden zählen zu den Auswirkungen und lebenslangen Beeinträchtigungen und Folgen.

FASD ist die häufigste, nicht genetisch bedingte seelische, geistige und /oder körperliche Behinderung bei Neugeborenen. Durch Verzicht von Alkohol in der Schwangerschaft ist sie allerdings zu 100% vermeidbar.

Das Netzwerk „Im Blick – Frühe Hilfen/ Kinderschutz“, bestehend aus Vertretern der Jugendämter aus der StädteRegion Aachen, dem Gesundheitsamt der StädteRegion und der Polizei Aachen, haben gemeinsam mit dem Verein FASD Deutschland e.V. eine Präventionswoche zum Thema FASD gestaltet, um auf dieses wichtige Thema hinzuweisen und darüber aufzuklären.

Im Kulturdepot Talstraße in Aachen konnten Schüler*innen der StädteRegion Aachen die Ausstellung des  FASD- Netzwerk Nordbayern e.V. besuchen. Die innovative Ausstellung informiert erlebnisorientiert über Schwangerschaft, Alkohol und die Schäden, die durch den mütterlichen Alkoholkonsum in der Schwangerschaft entstehen können. Herzstück der Ausstellung ist die  „Begehbare Gebärmutter“, die die Entwicklung des Ungeborenen im Mutterleib visuell und auditiv erlebbar macht. An einer interaktiven Station können alle Interessierten mittels Bild-, Ton- und Filmaufnahmen tiefer in viele Themen rund um Schwangerschaft, Alkohol, Gesundheit und auch andere Drogen einsteigen. Die letzte Station berichtet aus dem Leben der Betroffenen mit FASD: Wie problematisch und hinderlich ist das Leben mit FASD? Welche Herausforderungen müssen Kinder, Jugendliche und Erwachsene, die an FASD erkrankt sind, meistern und wie wird das Leben der Betroffenen und deren Familien beeinflusst?

Im Jugendtreff des Kulturdepots konnten die Schüler*innen unter Anleitung der Jugendabteilungen der Jugendämter den sog. „Rauschbrillenparcours“ testen und eine grundsätzliche Aufklärung zum Thema Alkohol erhalten.

Zwei Fachvorträge für pädagogische Fachkräfte, Pflegeeltern, medizinische Fachkräfte und interessiertes Publikum haben die die Aktionswoche ergänzt. Am Montagabend bot Frau Dr. Kramer, Vorstand FASD-Netzwerk Nordbayern e.V. und Vorstand der Ärztlichen Gesellschaft zur Gesundheitsförderung e.V., mit ihrem Vortrag „Es ist alles nicht so einfach – Leben mit dem Fetalen Alkoholsyndrom“ einen Einblick in das Leben FASD Betroffener: Wie stellt sich das Krankheitsbild dar und wie wird es diagnostiziert? Welche Auswirkungen hat die Erkrankung und wie kann man in praktischen Lebenssituationen hilfreich mit Betroffenen umgehen? Und wo erhalten Betroffene Unterstützung und wie kann Präventionsarbeit aussehen?

Am Mittwochabend gab Prof. Dr. Goecke, Leiter Pränatale Medizin und spezielle Geburtshilfe des Universitätsklinikums Aachen, mit seinem Vortrag „So ein Gläschen schad` doch nichts – Die Entstehung des FAS“ einen Einblick aus medizinischer Sicht.

 

Der Vortrag von Prof. Dr. Goecke wurde durch den Input von Frau Dr. Damen, Leiterin des Sozialpädiatrischen Zentrums des Universitätsklinikums Aachen, unter dem Titel „Fetales Alkoholsyndrom (FAS): Lebenslänglich, durch Alkohol“ kompetent erweitert.

Die Präventionswoche hat alle Besucher*innen von Ausstellung und Vorträgen sehr beeindruckt. Das Netzwerk „Im Blick – Frühe Hilfen/ Kinderschutz“ will sich auch zukünftig diesem wichtigen Thema in unterschiedlicher Form widmen, um weiterhin präventiv einem Alkoholkonsum in der Schwangerschaft entgegen zu wirken.

 

 

Weitere Impressionen aus der Aktionswoche:

Jeder Schluck kann einer zuviel sein  – Alkoholkonsum in der Schwangerschaft

Foto: WoGi – Fotolia

Nach Schätzungen kommen in Deutschland jedes Jahr bis zu 10 000 Kinder mit lebenslangen Schädigungen zur Welt, weil die Mutter während der Schwangerschaft Alkohol getrunken hat. Diese Schädigungen sind die häufigsten angeborenen geistigen und körperlichen Fehlentwicklungen, die nicht genetisch bedingt sind und somit zu 100 % vermeidbar wären. Sie sind irreparabel.

Das Netzwerk „Im Blick – Frühe Hilfen/ Kinderschutz“  führt deshalb in Kooperation mit FASD-Deutschland e.V. und weiteren Partnern eine

Präventionswoche vom  13. – 17. Februar 2017

durch.

Folgende Angebote finden statt:

1. Ausstellung für Schüler/innen des FASD Netzwerkes Nordbayern e.V. 
Schulklassen in der StädteRegion Aachen ab Jahrgangsstufe 8 sind herzlich eingeladen, eine interaktive, erlebnisorientierte Ausstellung für Schüler/innen u.a. in Form einer „begehbaren Gebärmutter“ zu besuchen.  Man kann in dieser Ausstellung z.B. mit allen Sinnen erfahren, was mit einem Fötus passiert, wenn Alkohol über die Plazenta in seinem winzigen Körper ankommt.

Es sind noch wenige Plätze und Zeitfenster frei. Nähere Informationen erhalten Sie unter: angelika.kranz@staedteregion-aachen.de.

2. Rauschbrillenparcour
In Verbindung mit der Ausstellung können die Schüler/innen im Anschluss bei einem Rauschbrillenparcour testen, wozu man mit unterschiedlichen „Promillewerten“ noch in der Lage ist – oder auch nicht…

3. Vorträge

  • „Es ist alles nicht so einfach“ – Leben mit dem Fetalen Alkoholsyndrom / Montag, den 13.02.2017 im Depot Talstraße in Aachen
    Die Veranstaltung richtet sich an Erzieher/innen, Lehrer/innen, sozialpädagogische Fachkräfte und Pflegeeltern. Nähere Informationen zu dieser Vortragsveranstaltung entnehmen Sie bitte dem Informationsflyer (hier klicken). – Die Veranstaltung ist ausgebucht! –
  • Zusatzvorträge am Mittwoch, dem 15.02.2017 im Depot Talstraße in Aachen

„So ein Gläschen schad´ doch nichts“ – Die Entstehung des FAS
Herr Prof. Dr.Tamme Goecke,  Leiter Pränatale Medizin und spezielle Geburtshilfe des Universitätsklinikums Aachen
Fetales Alkoholsyndrom (FAS): Lebenslänglich, durch Alkohol
Frau Dr. Reinhild Damen, Kinder- und Jugendärztin, Leiterin des SPZ des Universitätsklinikums Aachen

Beide Vorträge dauern jeweils ca. 30 Minuten mit anschließender Diskussion. Anmeldungen bitte an: hans.joachim.elsen@mail.aachen.de
Anmeldeschluss ist der 14.02.2017

Weitere Informationen zum Thema Alkoholkonsum in der Schwangerschaft finden Sie auch hier (klicken).

 

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Foto: WoGi – Fotolia

Nach Schätzungen kommen in Deutschland jedes Jahr bis zu 10.000 Kinder mit lebenslangen Schädigungen zur Welt, weil die Mutter während der Schwangerschaft Alkohol getrunken hat.

Die Schädigungen infolge von Alkoholkonsum der Mutter sind die häufigsten angeborenen geistigen und körperlichen Fehlentwicklungen, die nicht genetisch bedingt, sondern aktiv verursacht sind. Die Zahl der rund 4.000 Kinder, die mit dem Vollbild des sogenannten „Fetalen Alkoholsyndroms“ (FAS) geboren werden, ist etwa doppelt so hoch, wie die Zahl derer, die mit dem Down-Syndrom geboren werden. Es ist einfach noch zu wenig bekannt, welche massiven Behinderungen durch Alkoholkonsum in der Schwangerschaft auftreten können. Leider sind die Auswirkungen endgültig und nicht umkehrbar. Manchmal ist Nichtwissen die Ursache, ganz oft leider aber auch einfach nur Sorglosigkeit. Und diese Gefahr ist zu 100 Prozent vermeidbar.

Wieviel Alkohol in der Schwangerschaft ist gefahrlos erlaubt?
Es gibt keinen Grenzwert bis zu dem Alkohol für das ungeborene Kind unschädlich ist. Jedes Glas Wein, Bier oder Sekt in der Schwangerschaft kann eines zu viel sein: Experten und Selbsthilfegruppen warnen daher vor jeglichem Alkoholkonsum während dieser Zeit. Dennoch trinken etwa 15 bis 30 Prozent der Schwangeren wiederholt wissentlich Alkohol.

Warum ist schon eine geringe Menge so schädlich?
Als Zellgift schädigt Alkohol den Embryo und Fetus ganz direkt, da es die Plazenta leicht überwindet. Nach dem Genuss ist der Alkoholspiegel von Mutter und Kind in allerkürzester Zeit gleich hoch. Das Ungeborene baut die Giftstoffe aber erheblich langsamer ab als die Mutter, da seine unreife Leber noch nicht ausreichend Enzyme produziert, die den Alkohol wieder abbauen können. Deshalb muss Alkohol in der Schwangerschaft tabu sein!

Welche Schädigungen können entstehen?
Alkohol stört das Wachstum sowie die körperliche und geistige Entwicklung des Kindes. Die Entwicklung der betroffenen Kinder erfolgt motorisch, sprachlich und intellektuell viel langsamer als sonst. Das abstraktes Denken, die Lernfähigkeit, die Aufmerksamkeit und die Konzentration sind oft eingeschränkt. Hyperaktivität und ein durchschnittlicher IQ von nur 70 sind häufig. Die Kinder stören in der Schule, überschreiten Grenzen und sind oft distanzlos. Sie haben lebenslang Probleme und sind vielen Anforderungen ohne Hilfe nicht gewachsen. Solche Schäden sind noch viel häufiger als die sichtbaren körperlichen Veränderungen wie zu tief sitzende Ohren, extrem schmale Oberlippe und sehr kleine Augen und Nase. Diese typischen körperlichen Merkmale entstehen, wenn die Mutter in der kurzen Phase, in der das Gesicht gebildet wird, Alkohol trinkt.
Daneben gibt es eine Vielzahl weniger auffälliger Schädigungen, die das Kind jedoch ebenfalls ein Leben lang beeinträchtigen können.

Und man kann gar nichts mehr machen, wenn es passiert ist?
Die Schädigungen sind irreversibel – ein Leben lang. Natürlich gibt es Hilfen und Unterstützungsmöglichkeiten für Eltern und Kinder durch Selbsthilfegruppen, durch Gesundheitsamt und Jugendamt etc. Man bekommt z.B. Hinweise und Hilfen zur Beantragung einer Pflegestufe für FAS-Patienten und vieles mehr.

Weitere Informationen und Unterstützung gibt es bei FASD-Deutschland e.V.: www.fasd-deutschland.de

Weitere Aktionen in der StädteRegion Aachen:
Die Jugendämter in der StädteRegion Aachen und das Gesundheitsamt der StädteRegion sind in Planungen für eine Projektwoche im Frühjahr 2017 zum Thema Alkohol in der Schwangerschaft. Für Schulklassen soll es eine interaktive Ausstellung geben verbunden mit Vorträgen für Eltern und für Menschen unterschiedlicher Fachrichtungen, die beruflich involviert sind.

Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Marlene Mortler, stellte gerade den „Drogen- und Suchtbericht 2016“ der Öffentlichkeit vor.

MortlerZitat:

„Die Präventionsmaßnahmen der letzten Jahre zeigen Wirkung: Der Pro-Kopf-Konsum von reinem Alkohol ist seit 1980 um fast 3 Liter zurückgegangen. Auch jugendliches Rauschtrinken nimmt ab. Gerade die zielgerichteten Maßnahmen, die sich speziell an Kinder und Jugendliche wenden, werden gut angenommen. Doch obwohl es in den vergangenen Jahren einen deutlichen Rückgang zu verzeichnen gab, werden immer noch jedes Jahr mehr als 15.000 Fälle von Krankenhauseinweisungen aufgrund von Alkoholvergiftungen bei Kindern und Jugendlichen im Alter von 10 bis 17 Jahren registriert. Beim Tabakkonsum ist die Entwicklung aus gesundheitlicher Sicht ebenfalls positiv. Zwar rauchen immer noch knapp 25 Prozent der Bevölkerung in Deutschland, doch der Trend ist rückläufig. Bei den 12-17-Jährigen sind es nur noch 7,8 Pro-zent. Ein historischer Tiefstand. Es zeigt: Rauchen ist zunehmend ‚OUT‘! – ‚IN‘ sind hingegen das Internet und Computerspiele. Hier gilt es auf mögliche Nebenwirkungen dieser wichtigen Technologien hinzuweisen. Bereits heute sind etwa 560.000 Menschen in Deutschland ‚onlinesüchtig‘. Der Ausgleich zwischen digitaler und analoger Welt ist einer der Schlüssel, um Abhängigkeiten wirksam vorzubeugen.“

Und weiter:

„Gerade beim Thema Alkohol zeigt sich, dass Erwachsene leider nicht immer gute Vorbilder sind. Viel zu häufig werden die Risiken des Alkohols in der Gesellschaft verharmlost. Daran müssen wir gemeinsam arbeiten, damit ein gesellschaftliches Umdenken stattfindet. (..)“

Den ganzen Bericht der Bunderegierung findet man auf der Internetseite der Drogenbeauftragten unter:
http://www.drogenbeauftragte.de/presse/pressemitteilungen/2016-02/dsb-2016.html