Der Arbeitskreis Suchtprävention in der StädteRegion Aachen* will mit seiner Kampagne „Power statt Energy“ auf die Gefahren für die Gesundheit, die von Energy Drinks ausgehen können, aufmerksam machen.

Hintergrund sind Beobachtungen in der Jugendarbeit, wo eine erschreckende Zunahme an missbräuchlichem Umgang mit der süßen Brause gemacht werden. Bis dahin, dass Kinder (!) regelrechte Wettbewerbe untereinander austragen, wer am meisten davon trinken kann. Mit zum Teil fatalen Folgen.

Wirkungen und Folgen bei missbräuchlichem Konsum von Energy Drinks sind vielen Erwachsenen nicht bekannt. Kindern schon gar nicht. Es gibt gesellschaftlich bislang kein ausreichendes kritisches Bewusstsein über den Konsum des Getränkes. Insofern geht es dem Arbeitskreis darum, darüber aufzuklären und zu sensibilisieren. Und wie bei allen präventiven Maßnahmen geht es auch hier nicht darum, „die Prohibition auszurufen“ und Energy Drinks gänzlich zu verbieten, sondern vielmehr darum, für einen verantwortungsvollen, kritischen Umgang zu werben.

Mythen

Energy Drinks machen wach. Energy Drinks halten wach. Energy Drinks geben Power. Energy Drinks tragen zur Leistungssteigerung bei. Energy Drinks verpassen Sportlern den letzten Schub. Energy Drinks in Kombination mit Alkohol lassen die Party länger und besser durchhalten.

Auf der Ernährungsplattform des ZDF „besseresser“ auf YouTube lüftet Produktentwickler Sebastian Lege das Geheimrezept von Red Bull, Monster, Rockstar und Co. Der Clip stammt aus der Doku „Lege packt aus: Softe Drinks, harte Wahrheiten“.

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Wirklichkeit

Die kurzfristigen Wirkungen von Energy Drinks sind tatsächlich aufputschend, aufmunternd und wachhaltend. Allerdings tatsächlich mit der Betonung auf „kurz“.

Eine wachmachende Wirkung beginnt nach etwa 15-30 Minuten. Schon nach 60 Minuten lässt diese Wirkung wieder nach. Wenn’s gut läuft, hat man also 45 mehr oder weniger „wache“ Minuten (Linkhinweis 1 – hier klicken).

Negative Begleiterscheinungen bei einem übermäßigen Konsum sind dagegen wesentlich größer: Übelkeit, Nervosität, Schlaflosigkeit, Kopfschmerzen, Schweißausbrüche, und Herzrasen, Wahrnehmungsstörungen, Anstieg des Blutzuckerspiegels und hohe Insulinausschüttung.

Im Gegenzug benötigt der Körper bis zu 8 Stunden bis er die Inhaltsstoffe des Energy Drinks ausscheidet (Linkhinweis 2 – hier klicken).

Fakt ist: Langfristig gibt es keine positiven Wirkungen von Energy Drinks. Vielmehr kann es bei regelmäßigem und erhöhtem Verzehr bei Kindern und Jugendlichen das gesundheitliche Risiko erhöhen und zu Herz-Rhythmusstörungen, Kreislaufkollaps, Übergewicht, Diabetes und Bluthochdruck kommen.

Unerwünschte Nebenwirkungen entstehen durch das enthaltene Koffein sowie den Zucker. In der aktuellsten Studie von 2019 des Bundesinstitutes für Risikobewertung (Linkhinweis 3 – hier klicken) wurde festgestellt, dass der Konsum ab 2 Dosen aufwärts für Kinder und Jugendliche gefährlich werden kann (die Stellungnahme zum Nachlesen finden Sie unten: „Kinder und Jugendliche: Übermäßiger Konsum von Energy Drinks erhöht Gesundheitsrisiko für Herz und Kreislauf“) (Linkhinweis 4 – hier klicken).

 

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Problem Zucker

Die Vorliebe für Süßes ist den Menschen in die Wiege gelegt. In Urzeiten war diese Präferenz auch sinnvoll, denn zuckriger Geschmack signalisierte: diese Frucht ist genießbar und energiereich. Anders als früher besteht aber heute kein „Nahrungsmangel“ mehr. Die süßen Getränke und Süßigkeiten werden zusätzlich konsumiert. Außerdem wird Zucker vielen Lebensmitteln und Getränken zugesetzt. Machen Sie mal den Versuch und suchen Sie mal im Supermarkt nach Lebensmitteln ohne Zucker! Sie werden staunen…

Haushaltszucker liefert ausschließlich leicht verdauliche Kohlenhydrate, die unmittelbar nach dem Verzehr ins Blut gelangen. Dadurch kommt es zum Anstieg des Blutzuckerspiegels.

Um den Zucker in die Zellen zu schleusen, schüttet der Körper große Mengen Insulin aus. Dadurch kommt es wieder zum Absinken des Blutzuckerspiegels. Eine Achterbahn, die häufig zu (erneutem) Durst oder zu Heißhungerattacken führt.

Den Teufelskreis hier mal kurz beschrieben: man hat Durst => trinkt ein gezuckertes Getränk => der Blutzuckerspiegel steigt an => die Insulinausschüttung erhöht sich => der Blutzuckerspiegel sinkt erneut ab => man hat (wieder) Durst!

So wird das Durst- oder Hungergefühl durch gesüßte Lebensmittel nicht befriedigt und es kommt nicht zu einem Gefühl der Sättigung. Durch das fehlende Sättigungsgefühl wird mehr Energie verzehrt, als der Körper verbraucht. Der überschüssige Zucker wird in Fett umgewandelt, womit das Risiko für chronische Erkrankungen steigt. Es drohen Übergewicht und in der Folge Diabetes (Typ II), Herzkrankheiten und Fettleber.

Die Weltgesundheitsorganisation WHO (Linkhinweis 5 – hier klicken) und die Deutsche Gesellschaft für Ernährung DGE (Linkhinweis 6 – hier klicken) empfehlen, maximal nur 50 g Zucker pro Tag zu verzehren. Bezogen auf den Gesamtenergiebedarf sollen Süßigkeiten und „süße Specials“ nicht mehr als 10 % der Gesamtenergiemenge betragen.

Trend Zuckerersatzstoffe

Wenig Kalorien und keinen Einfluss auf den Blutzucker – das versprechen Zuckerersatzprodukte, die den Energydrinks anstelle von Zucker zugefügt werden. Doch ist das so?

Zuckerersatzprodukte gelten unter Ernährungswissenschaftlern insgesamt noch als „Black Boxes“: Das heißt, man weiß wenig darüber, welche Effekte die Stoffe im menschlichen Körper auslösen können, insbesondere langfristig, bei regelmäßigem Konsum.

Was man weiß ist, dass der Körper bezüglich des Hunger- und Sättigungsgefühls unterschiedlich auf verschiedene Zuckerersatzstoffe reagieren kann. Bei vielen stellt sich innerhalb von ein bis zwei Stunden nach dem Verzehr eines Light-Produkts ein Gefühl von Heißhunger ein. Grundsätzlich scheint es aber auch so zu sein, dass die durch Süßstoffe eingesparte Kalorienmenge meist im Anschluss durch andere Nahrungsmittel wieder ausgeglichen wird.

Was bedeutet das?

28 Zuckerwürfel gestapelt in zwei Hände

Soviel sind 28 Zuckerwürfel allein für eine Dose Energy (500ml)

Der Energiebedarf eines 15- bis 17-jährigen Mädchens beträgt 1.900 bis 2.500 Kilokalorien (kcal). Der Kalorienbedarf eines männlichen Jugendlichen beträgt 2.300 bis 2.900 kcal. Maximal 10 % bedeuten demzufolge: 190 bis 290 kcal für Süßes bezogen auf alles, was am Tag gegessen oder getrunken wird! (Wir erinnern uns an den Supermarkttest…?)

Zum Vergleich: Allein eine kleine Dose Energydrink von 250 ml enthält ca. 112,5 kcal, oder 14 Würfelzucker (42 g Zucker)!  Der Verzehr einer großen Dose (500 ml) bedeutet alleine schon 225 kcal, oder 28 Stücke Würfelzucker mit 84 g Zucker!

Noch eine Rechnung: Ein Gramm Zucker liefert 4,1 kcal. Ein Zuckerwürfel wiegt 3,3 Gramm und hat 13,5 kcal. Um die Kalorien eines einzigen Zuckerwürfels komplett zu verbrennen müsste ein Jugendlicher von 1,70 Meter Größe und 57 Kg ca. 500 (!) Schritte oder fast 350 Meter gehen.

Damit der Körper den Zucker einer einzigen kleinen Dose Energiedrink (250 ml) abbaut, braucht es da schon über 3.600 Schritte, oder fast zweieinhalb Kilometer! Dies entspricht ungefähr der Strecke vom Aachener Rathaus bis zum Tivoli und ein bisschen weiter…

Frontseite des Informationsflyers Trinken ist wichtigFazit: zum Durstlöschen sollte man am besten Wasser und ungesüßte Getränke trinken, um das Absinken des Zuckerspiegels und die damit einhergehenden Heißhungerattacken zu verhindern.

Dazu gibt es vom Team Prävention und Gesundheitsförderung des Gesundheitsamtes der StädteRegion Aachen einen ausführlichen Informationsflyer unter dem Titel „Trinken ist wichtig“ . Den Flyer können sie hier herunterladen (klicken).

Außerdem sollte man regelmäßig drei Hauptmahlzeiten mit natürlichen Sattmachern einnehmen wie z.B. Vollkornbrot, Haferflocken, Kartoffeln, Milchprodukte, Gemüse, Obst. Gesünder ist das!

Koffein

Koffein kommt natürlicherweise in Kaffee- und Kakaobohnen, Kolanüssen, Teeblättern oder Guarana-Beeren vor. Es wird aber auch einer Vielzahl von Lebensmittel zugesetzt, z.B. Eis, Süßigkeiten, Cola-Getränken und Energy-Drinks.

Die Koffeinwirkung beruht auf der Stimulierung des zentralen Nervensystems des Menschen. In moderaten Dosen steigert es die Wachsamkeit und verringert das Müdigkeitsgefühl. Die Wirkung und die Wirkungsdauer des Koffeins sind von Mensch zu Mensch recht unterschiedlich.

Eine zu hohe Koffeinzufuhr kann u.a. zu Nervosität, Schlaflosigkeit, Übelkeit, Kopfschmerzen, erhöhter Ängstlichkeit, Wahrnehmungsstörungen, Herzrhythmusstörungen, erhöhter Atemfrequenz und Beschwerden im Verdauungstrakt führen.

Für einen gesunden Erwachsenen gilt eine Aufnahmemenge von 200mg Koffein als Einzeldosis (dies entspricht etwa zwei Tassen Kaffee) und 400mg Koffein über den ganzen Tag verteilt (dies entspricht etwa vier Tassen Kaffee) als unbedenklich.

Die von der Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) (Linkhinweis 7 – hier klicken) für Jugendliche als sicher bezeichnete Koffeinmenge beläuft sich auf 3mg/kg Körpergewicht pro Tag. Dies würde bei einem Jugendlichen mit einem Körpergewicht von 57kg eine tolerable Koffeinmenge von 171mg /Tag bedeuten. In Kaffeemengen umgerechnet, entspricht dies 2 Tassen Kaffee am Tag.

250ml eines Energy Drinks enthält 80mg Koffein. Schon bei einem Konsum von einer großen 500ml Dose Energy Drink ist die empfohlene Höchstmenge für Jugendliche für den Tag erreicht. Nicht enthalten sind dabei andere Nahrungsmittel wie z.B. Schokolade, Kakao, Kaffee oder schwarzer Tee, die man am Tag zu sich nimmt.

Und noch was: Zusätzlicher Alkoholkonsum oder anstrengende körperliche Betätigung verstärken die Wirkungen des Koffeins noch!

Seit 2014 muss auf Energy-Drink-Produkten, die mehr als 150mg Koffein pro Liter enthalten, folgender Hinweis erscheinen: „Erhöhter Koffeingehalt. Für Kinder und schwangere oder stillende Frauen nicht empfohlen.“ Das hat seinen Grund.

Energydrinks und Alkohol

Jeder Stoff hat seine Wirkung. Manche betäuben, manche machen munter, manche verändern die Wahrnehmung. Wenn unterschiedliche Stoffe zeitgleich konsumiert werden, spricht man von Mischkonsum.

Mischkonsum ist nie ratsam und bezüglich der Wirkung unkalkulierbar. Wenn Energydrinks mit Alkohol gemischt werden:

  • verstärkt dies die Wirkung des in Energydrinks enthaltenen Koffeins.
  • Die anregende Wirkung des Koffeins überdeckt die sedierende Wirkung von Alkohol. Dies verleitet dazu mehr und länger zu trinken.
  • Der in Energydrinks enthaltene Zucker überlagert den Alkoholgeschmack. Auch das verleitet dazu mehr zu trinken.
  • Anstrengende körperliche Betätigung verstärkt die Wirkung von Koffein – das fördert Herzprobleme.
  • In Kombination mit Alkohol und Feiern/Tanzen oder Sport steigt auch die Gefahr der Austrocknung/ Dehydrierung.
  • Es besteht die Gefahr, leichter die Kontrolle über den Konsum zu verlieren. Folgen können sein: erhöhtes Risikoverhalten, Alkoholvergiftung, unaufmerksamere Teilnahme am Straßenverkehr, ungeschützter Sex…

Auf den Punkt gebracht: Der Schein trügt! Man fühlt sich fitter, ist es aber nicht.

 

Was tun? Empfehlung!

Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) (Linkhinweis 8 – hier klicken) hat sich bereits vor einigen Jahren für deutliche Hinweise auf den Etiketten von Energy Drinks ausgesprochen. Diese weisen darauf hin, dass bestimmte Verbrauchergruppen wie Kinder, Schwangere, Stillende und koffeinempfindliche Personen auf den Verzehr von Energiegetränken verzichten sollten.

Dem schließt sich der Arbeitskreis Suchtprävention in der StädteRegion Aachen* an und empfiehlt darüber hinaus,

die Abgabe von Energy Drinks an unter 16-jährige zu vermeiden. Damit appelliert der Arbeitskreis auch an Abgabestellen wie Kioske, Discounter und Geschäfte für eine freiwillige Selbstverpflichtung.

Er unterstützt damit auch Eltern und Erziehungsberechtigte von Heranwachsenden dabei mitzuhelfen, den verantwortungsvollen Umgang mit der süßen Brause zu vermitteln!

Das nebenstehende Plakat dient Abgabestellen als Aushang, wenn sie sich der Kampagne #powerstattenergy anschließen wollen. Zum herunterladen klicken Sie bitte hier.

Auf Anfrage kann auch ein laminiertes Druckexemplar zugesandt werden; Ansprechpartner ist Herr Ralf Pauli, Jugendpfleger beim Amt für Kinder, Jugend und Familie der StädteRegion Aachen (Kontaktdaten bitte hier klicken).

Am 29. Januar 2023 interviewten Kinder von Radio Ragazzi, die Kinderwelle mit dem Mega Herz, Elke Koch und Nathalie Thomé vom Arbeitskreis Suchtprävention in der StädteRegion Aachen zum Thema #powerstattenergy

Was die jungen Reporter_innen wissen wollten und wie die Antworten der beiden Expertinnen lauteten, kann man mit klicken auf das Radio Ragazzi Logo (links) nachhören.

(Zur ganzen Sendung hier klicken!)

 

Die ganze Sendung mit allen Beiträgen und einem Hörspiel kann bei www.NRWision.de (hier klicken) angehört werden.

Viel Spaß!

 

 

Wie kann ich die Internetseite „Power statt Energy“ z.B. im Unterricht nutzen? Eine kleine Handreichung Arbeit mit der Homepage sowie dem Material der Kampagne: hier klicken!

Leonie Frings-Reinke vom Kooperationspartner AOK Rheinland/ Hamburg hat zudem eine Handreichung für den Unterricht erarbeitet. Die zusammengestellten Informationen helfen, das Thema „Energy Drinks“ mit jungen Menschen in Schule oder anderen Settings (z. B. Jugendeinrichtungen, Vereinsarbeit) zu thematisieren.

Die „Schulstunde ENERGY“ kann mit einem Klick auf das Bild oder gleich hier (klicken) angeschaut und heruntergeladen werden (900 KB).

 

Linkhinweise

(1) Informationsblatt – EFSA erklärt Risikobewertung – hier klicken

(2) Wie gefährlich sind Energydrinks wirklich? (IKK Classic) – hier klicken

(3) Bundesinstitut für Risikobewertung – hier klicken

(4) Stellungnahme: „Kinder und Jugendliche: Übermäßiger Konsum von Energy Drinks erhöht Gesundheitsrisiko für Herz und Kreislauf“ – hier klicken

(5) Weltgesundheitsorganisation WHO – hier klicken

(6) Deutsche Gesellschaft für Ernährung DGE – hier klicken

(7) Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) – hier klicken

(8) Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) – hier klicken

Weiterführende Informationen:

*Der Arbeitskreis Suchtprävention in der StädteRegion Aachen besteht aus Vertreter/innen folgender Institutionen (alphabetisch sortiert):

  • Amt für Kinder, Jugend und Familie der StädteRegion Aachen
  • AOK Rheinland/Hamburg, StädteRegion Aachen – Kreis Düren
  • Fachstelle für Suchtprävention des Diakonischen Werkes im Kirchenkreis Aachen e.V.
  • Gesundheitsamt der StädteRegion Aachen
  • Jugendamt Alsdorf
  • Jugendamt Eschweiler
  • Jugendamt Herzogenrath
  • Jugendamt Stolberg
  • Jugendamt Würselen
  • Landesprogramm Bildung und Gesundheit
  • Polizei Aachen, KK KP/O – Kriminalprävention/Opferschutz
  • Stadt Aachen – Fachbereich Kinder, Jugend und Schule
  • Suchthilfe Aachen, Fachstelle für Suchtprävention

Die Aktion „Power statt Energy“ wurde tatkräftig unterstützt von Jugendlichen aus Eschweiler und Simmerath in Zusammenarbeit mit der Agentur für Werbung und Kommunikation „artemedia concept“ aus Eschweiler!