Unter der Überschrift „Hinschauen, einschreiten und helfen“ berichtet Sebastian Dreher in der Aachener Zeitung am 21. September 2010:
Jugendämter in der Städteregion stellen Konzept zur Stärkung des Jugend- und Kinderschutzes vor. Kooperationspartner gesucht.
Aachen. Alle sieben Jugendämter in der Städteregion haben sich zu einem Netzwerk zusammengeschlossen, mit dem auf breiter Front für den Kinder- und Jugendschutz mobil gemacht werden soll. „Die Menschen müssen das Bewusstsein entwickeln, dass Kinder das Wichtigste sind, was wir haben“, sagt Paula Honkanen-Schoberth, Bundesgeschäftsführerin des Kinderschutzbundes, bei der gestrigen Gründungsveranstaltung im Haus der Städteregion in Aachen.
Kern des Netzwerkes sind die Zivilcourage-Aktion „Im Blick“ und die Kampagne für gewaltfreie Erziehung „Mein Kind ist unschlagbar“, die gemeinsam konzipiert wurden. In der Folge sollen in den kommenden zwei Jahren Maßnahmen ergriffen werden, um in den zehn regionsangehörigen Kommunen eine „Kultur des Hinsehens und -hörens“ zu etablieren. Die Gefahr von Missbrauch, Verwahrlosung, häuslicher, aber auch öffentlich ausgetragener Gewalt soll noch stärker als bislang schon im Ansatz erkannt und verhindert werden. Zudem sind Kinospots, Plakataktionen und regelmäßige Berichterstattungen geplant, damit diese Themen nicht aus den Augen der Öffentlichkeit verschwinden.
„Wir haben alle das Bild von Dominik Brunner vor Augen, der an den Folgen seines Eingreifens gestorben ist“, sagte Angelika Degen vom Jugendamt der Städteregion, das für die Kommunen Baesweiler, Monschau, Roetgen und Simmerath zuständig ist. Zwar sei dessen tragischer Tod „natürlich die Ausnahme“. Doch auch vor diesem Hintergrund liegt ein Schwerpunkt auf Fortbildungen und Schulungen, bei denen Mitglieder bestimmter Berufsgruppen wie Busfahrer trainieren sollen, wie sie angemessen in Konfliktsituationen reagieren können – ohne sich selbst in Gefahr zu bringen. Schließlich helfe in vielen Fällen das Hinschauen oder Eingreifen von Erwachsenen, hieß es gestern. „Die meisten Menschen wollen helfen, doch sie wissen oft nicht wie“, sagte Bernd Krott vom Jugendamt Herzogenrath.
Die Vernetzung aller Institutionen wie Jugendämter, Hebammen, Kinderärzte, Polizei und Bildungseinrichtungen ist die Voraussetzung der Aktion „Im Blick“. Die Gewaltprävention sollte schon im frühen Kindesalter ansetzen. So findet etwa der „Babybesuchsdienst“, den es bereits in allen Kommunen des Altkreises gibt, in den ersten Lebenswochen eines Neugeborenen statt. Auch wenn Kinder nicht turnusgemäß zu den Früherkennungsuntersuchungen der Kinderärzte erscheinen, müsste sich ein Gespräch mit den Eltern anbieten. „Langfristige Hilfe geschieht nur über die Eltern“, sagte Honkanen-Schoberth: „Überforderten Müttern und Vätern sollte so früh wie möglich Hilfe angeboten und der Kontakt zu anderen Betroffenen erleichtert werden.“
Das Projekt ist auf zwei Jahre angelegt. Doch damit es überhaupt losgehen kann, werden Kooperationspartner aus Industrie, Handel, Banken und Verbänden gesucht, die mit finanzieller und ideeller Unterstützung sowie ihrem Know-how zum Gelingen beitragen können.
Für die Aachener Nachrichten berichtete Jule Klieser am 22. September 2010 mit der Überschrift „Die Zivilcourage soll gestärkt werden“:
Städteregion hat ein Netzwerk zur Stärkung und Förderung des Kinder- und Jugendschutzes gegründet. Laufzeit: zwei Jahre, Kosten: 50 000 Euro. Prävention wird großgeschrieben. Hohe Dunkelziffer von Kindern in Not.
Aachen. Ein Netzwerk zur Stärkung und Förderung des Kinder- und Jugendschutzes ist von der Städteregion gegründet worden. Die sieben Jugendämter hatten bereits ein gemeinsames Konzept zur Kinder- und Jugendarbeit erstellt. Jetzt gehe es darum, dieses auszugestalten, sagte Gregor Jansen, Dezernent in der Städteregion. Bei der Gründungsveranstaltung, zu der Unternehmer und Wohlfahrtsverbände eingeladen waren, erläuterten die Initiatoren, wie das Netzwerk arbeiten und was es erreichen soll.
„Wir wollen eine kinder- und familienfreundliche Infrastruktur in der Städteregion, und wir wollen alle Bürger für das Thema sensibilisieren“, erklärte Birgit Plan vom Jugendamt Alsdorf das Konzept. Öffentlichkeitskampagnen, Kinospots oder Plakataktionen können Instrumente dafür sein.
Wichtiges Stichwort: Zivilcourage. Es soll in Zukunft Schulungen für Bürger geben zur Stärkung von Zivilcourage, angesiedelt beispielsweise in den Familienzen¬tren. „Die Leute wollen helfen, aber sie wissen oft nicht wie“, stellten die Vertreter der Jugendämter fest.
Zwar habe die Gewalt gegen Kinder kriminalstatistisch nicht zugenommen, referierte Paula Honkanen-Schoberth, Bundesgeschäftsführerin des Kinderschutzbundes. Doch 14 Prozent der Eltern würden noch immer gewaltsame Erziehungsmethoden wie Prügel, Einsperren oder Ähnliches anwenden.
Richtiger Weg
Es gebe eine relativ hohe Dunkelziffer von Kindern in Not, meinte Angelika Degen vom Jugendamt der Städteregion. Oliver Krings vom Eschweiler Jugendamt verwies auf offen zutage tretende Kriminalität unter Jugendlichen, etwa Abzockereien an Bushaltestellen oder öffentlichen Plätzen. In vielen Fällen helfe Hinschauen von Erwachsenen oder Eingreifen. Darum will das Netzwerk auch Schulungen für entsprechende Berufsgruppen wie Busfahrer oder Politessen anbieten.
Prävention wird in dem Konzept groß geschrieben. In der Städteregion gebe es schon eine Menge Angebote für angehende und junge Eltern. Einen Beratungsdienst, der in Krankenhäuser frisch gebackene Mütter kontaktiert oder die Zusammenarbeit mit Hebammen, die beraten, wenn ein Säugling viel schreit, nannte Degen als Beispiele. „Sehr früh sind Eltern neugierig, und sie möchten gerne gute Eltern sein“, beschrieb Honkanen-Schoberth ihre Erfahrungen. Man müsse schauen, „was Eltern brauchen“, ohne ihnen das Gefühl zu geben, dass sie kontrolliert oder bestraft würden. „Eltern sollen sich gut aufgenommen fühlen. Es muss als Stärke gelten, Hilfe in Anspruch zu nehmen.“ Die Bürgermeister seien auf dem richtigen Weg, die Unterdreijährigen-Betreuung in Tagesstätten weiter zu fördern, so die Vertreter der Jugendämter.
Zwei Jahre Laufzeit sind für das Netzwerk-Projekt angesetzt, die Kosten belaufen sich auf rund 50 000 Euro. Wobei alle sich einig sind, dass danach die Aktivitäten nicht eingestellt werden können. Die Initiatoren hoffen eine breite Unterstützung aus den Reihen der Bürger und der Unternehmen. Letztere könnten ihr Engagement beispielsweise zur Image-Steigerung nutzen. Sie könnten die Kinder- und Jugendarbeit mit Spenden oder Sachunterstützung fördern, beispielsweise indem sie Räume oder Marketing-Instrumente zur Verfügung stellen. Wer immer sich in das Netzwerk einklinken will, kann sich an das zuständige Jugendamt wenden. Jede Idee sei wertvoll.
Theateraufführungen buchen!
Derzeit wird das Theaterstück „Betti tut was“ von Schüler/innen aus Herzogenrath einstudiert. Weiterführende Informationen zum Thetaerstück und seiner Entstehung erhalten sie hier.
Die Theatergruppe bietet die Gelegenheit, Aufführungen unter folgendenden Rahmenbedingungen zu buchen:
Das Theaterstück dauert ca. 20 Minuten und sollte in einem themorienterten “Rahmenprogramm” eingebettet sein. Gedacht ist hier zum Beispiel an eine anschließende Diskussionsrunde zum Thema “Förderung der Zivilcourage”.
Aufgrund der Schulpflicht der Schüler/innen ist zu beachten, dass der Aufführungszeitraum von 17 Uhr bis 21:00 Uhr liegen sollte.
Die möglichen Aufführungszeiträume sind:
– Zeitraum vom 12. – 16.3.
– Zeitraum vom 19. – 23.3.
– Zeitraum vom 26. – 30.3.
– Zeitraum vom 16. – 20.4.
– am 21. und 26.5.
– am 30./31. Mai und 1.6.
– Zeitraum vom 4. – 6.6.
– Zeitraum vom 11. – 15.6.
– Zeitraum vom 18. – 22.6.
– Zeitraum vom 25. – 29.6.
Damit die Termine mit den SchaupielerInnen rechtzeitig fest vereinbart werden können, ist eine Rückmeldung bis zum 28. Februar 2012 erwünscht.
Folgende Voraussetzungen werden zur Aufführung des Theaterstücks an den jeweiligen Spielorten benötigt:
– Bühne: mindestens: 6 x 4 Meter
– 1 Stuhl
– 1 Tisch
– normale Stromanschlüsse
Alle weiteren Requisiten werden durch die Theatergruppe jeweils mitgebracht.
Ansprechpartner ist Jugendpfleger Oliver Krings, Herzogenrath (Tel.: 02406 / 83 – 147, Email: oliver.krings@herzogenrath.de).
Kinotrailer überreicht
Am Freitag den 13. Januar überreichten die jugendlichen Schauspieler ihren Kinotrailer an Sebastian Stürtz, Juniorchef des Alsdorfer Cinetowers und des Aachener Cineplex-Kinos.
Von Donnerstag den 19. Januar an, wird der Kinospot gegen Gewalt im Vorprogramm des Alsdorfer Kinos gezeigt werden. Nach digitaler Umrüstung der Aachener Kinos wird der Spot danach auch dort gezeigt.
Die Jugendlichen haben das Drehbuch mit erarbeitet und geschrieben. Es handelt von einer Szene, wie sie sich vielerorts zutragen könnte.
Die Kooperationspartner sind sich einig, dass der kurze, professionell erstelle Spot auf das Thema Zivilcourage in besonderer Weise aufmerksam machen wird.
Ein besonders herzlicher Dank für die Unterstützung ging an Herrn Stürtz, der durch das Abspielen in den Kinos eine breite Öffentlichkeit ermöglicht.
„Hätte ich doch nicht weggeschaut!“
Unter diesem Titel findet am 07. März 2012 von 14.00 Uhr bis 16.30 Uhr der Fachtag der Jugendämter im Rahmen der Aktion „Im Blick – Zivilcourage stärken“ statt. Der Fachtag richtet sich an Multiplikatorinnen und Multiplikatoren aus Schulen ab der Sek. I, Jugend- und Bildungs-einrichtungen und Freie Träger, die im Bereich Jugendhilfe tätig sind sowie an die Kooperationspartner im Netzwerk zur Stärkung und Förderung des Kinder- und Jugendschutzes.
Es freut uns sehr, dass Herr Professor Gerd Meyer von der Universität Tübingen, mehrfach ausgezeichneter Politik- und Sozialwissenschaftler als Referent gewonnen werden konnte.
Herr Prof. Meyer hat sich in seinen Arbeiten vielfältig damit auseinander gesetzt, was Zivilcourage hemmt oder auch fördert und ob es möglich ist, couragiertes Handeln im Alltag zu lernen bzw. zu lehren.
So hat er hat eine Reihe von Studien zum Thema Zivilcourage publiziert, u.a.: „Lebendige Demokratie: Mut und Zivilcourage im Alltag“ (2. Auflage 2007). „Zivilcourage lernen – Analysen, Modelle, Arbeitshilfen“ im Handbuch für die politische Bildung (2. Auflage 2007).
„Zivilcourage im Alltag- Ergebnisse einer empirischen Studie“ (in: Aus Parlament und Zeitgeschichte, B 7-8, 2000, Seite 1-13).
„…normalerweise hätt’ da schon jemand eingreifen müssen. Zivilcourage im Alltag von Berufsschülern. Eine Pilotstudie“ (Schwalbach/Taunus 2000).
Neben diesen alltäglichen Situationen soll auch der Blick auf gefährdende Situationen gelenkt werden, in denen es oftmals schwer fällt, hinzusehen – hinzuhören und einzugreifen. Welche Möglichkeiten es gibt, couragiert zu handeln ohne sich selbst zu gefährden, darauf wird Herr Kriminalhauptkommissar Franz Schmitz von der Polizei Aachen Antworten geben.
Neben diesen Vorträgen wird es viel Kurzweiliges zum Thema Zivilcourage geben: eine Theateraufführung von Jugendlichen, ein musikalischer Beitrag und ein Überraschungsgast aus der Aachener Kleinkunstszene werden den Nachmittag hoffentlich nachhaltig in Erinnerung halten.
Kinospot online!
Für eine größere Ansicht bitte auf das Bild klicken
Beim Projekt „Der richtige Dreh“ haben sich 14 Jugendliche aus Stolberg intensiv mit dem Thema Zivilcourage beschäftigt.
Herausgekommen ist ein aufwendig inszenierter Kinospot, der in Kürze in den örtlichen Cineplex Kinos gezeigt wird.
Der Spot wurde durchgeführt im Rahmen des Programms „STÄRKEN vor Ort Stolberg“. Das Programm setzt auf kleine lokale Initiativen, Organisationen und viel zivilgesellschaftliches Engagement zur Verbesserung der sozialen, schulischen und beruflichen Integration von jungen Menschen.
STÄRKEN VOR ORT ist ein Programm des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend und wird aus dem Europäischen Sozialfonds der Europäischen Union kofinanziert. Weitere Infos unter: www.esf.de
Für die Projektumsetzung zeichnete ich verantwortlich:
low-tec Stadtteilbetrieb Stolberg-Velau/Auf der Mühle
Eschweiler Straße 58 a&b
Abteilung Gesellschaftliche Projekte
52222 Stolberg
www.low-tec.de
Mehr Infos zum Kinospot hier (klicken).
Bericht „Hinschauen, einschreiten und helfen“
Unter der Überschrift „Hinschauen, einschreiten und helfen“ berichtet Sebastian Dreher in der Aachener Zeitung am 21. September 2010:
Jugendämter in der Städteregion stellen Konzept zur Stärkung des Jugend- und Kinderschutzes vor. Kooperationspartner gesucht.
Aachen. Alle sieben Jugendämter in der Städteregion haben sich zu einem Netzwerk zusammengeschlossen, mit dem auf breiter Front für den Kinder- und Jugendschutz mobil gemacht werden soll. „Die Menschen müssen das Bewusstsein entwickeln, dass Kinder das Wichtigste sind, was wir haben“, sagt Paula Honkanen-Schoberth, Bundesgeschäftsführerin des Kinderschutzbundes, bei der gestrigen Gründungsveranstaltung im Haus der Städteregion in Aachen.
Kern des Netzwerkes sind die Zivilcourage-Aktion „Im Blick“ und die Kampagne für gewaltfreie Erziehung „Mein Kind ist unschlagbar“, die gemeinsam konzipiert wurden. In der Folge sollen in den kommenden zwei Jahren Maßnahmen ergriffen werden, um in den zehn regionsangehörigen Kommunen eine „Kultur des Hinsehens und -hörens“ zu etablieren. Die Gefahr von Missbrauch, Verwahrlosung, häuslicher, aber auch öffentlich ausgetragener Gewalt soll noch stärker als bislang schon im Ansatz erkannt und verhindert werden. Zudem sind Kinospots, Plakataktionen und regelmäßige Berichterstattungen geplant, damit diese Themen nicht aus den Augen der Öffentlichkeit verschwinden.
„Wir haben alle das Bild von Dominik Brunner vor Augen, der an den Folgen seines Eingreifens gestorben ist“, sagte Angelika Degen vom Jugendamt der Städteregion, das für die Kommunen Baesweiler, Monschau, Roetgen und Simmerath zuständig ist. Zwar sei dessen tragischer Tod „natürlich die Ausnahme“. Doch auch vor diesem Hintergrund liegt ein Schwerpunkt auf Fortbildungen und Schulungen, bei denen Mitglieder bestimmter Berufsgruppen wie Busfahrer trainieren sollen, wie sie angemessen in Konfliktsituationen reagieren können – ohne sich selbst in Gefahr zu bringen. Schließlich helfe in vielen Fällen das Hinschauen oder Eingreifen von Erwachsenen, hieß es gestern. „Die meisten Menschen wollen helfen, doch sie wissen oft nicht wie“, sagte Bernd Krott vom Jugendamt Herzogenrath.
Die Vernetzung aller Institutionen wie Jugendämter, Hebammen, Kinderärzte, Polizei und Bildungseinrichtungen ist die Voraussetzung der Aktion „Im Blick“. Die Gewaltprävention sollte schon im frühen Kindesalter ansetzen. So findet etwa der „Babybesuchsdienst“, den es bereits in allen Kommunen des Altkreises gibt, in den ersten Lebenswochen eines Neugeborenen statt. Auch wenn Kinder nicht turnusgemäß zu den Früherkennungsuntersuchungen der Kinderärzte erscheinen, müsste sich ein Gespräch mit den Eltern anbieten. „Langfristige Hilfe geschieht nur über die Eltern“, sagte Honkanen-Schoberth: „Überforderten Müttern und Vätern sollte so früh wie möglich Hilfe angeboten und der Kontakt zu anderen Betroffenen erleichtert werden.“
Das Projekt ist auf zwei Jahre angelegt. Doch damit es überhaupt losgehen kann, werden Kooperationspartner aus Industrie, Handel, Banken und Verbänden gesucht, die mit finanzieller und ideeller Unterstützung sowie ihrem Know-how zum Gelingen beitragen können.
Für die Aachener Nachrichten berichtete Jule Klieser am 22. September 2010 mit der Überschrift „Die Zivilcourage soll gestärkt werden“:
Städteregion hat ein Netzwerk zur Stärkung und Förderung des Kinder- und Jugendschutzes gegründet. Laufzeit: zwei Jahre, Kosten: 50 000 Euro. Prävention wird großgeschrieben. Hohe Dunkelziffer von Kindern in Not.
Aachen. Ein Netzwerk zur Stärkung und Förderung des Kinder- und Jugendschutzes ist von der Städteregion gegründet worden. Die sieben Jugendämter hatten bereits ein gemeinsames Konzept zur Kinder- und Jugendarbeit erstellt. Jetzt gehe es darum, dieses auszugestalten, sagte Gregor Jansen, Dezernent in der Städteregion. Bei der Gründungsveranstaltung, zu der Unternehmer und Wohlfahrtsverbände eingeladen waren, erläuterten die Initiatoren, wie das Netzwerk arbeiten und was es erreichen soll.
„Wir wollen eine kinder- und familienfreundliche Infrastruktur in der Städteregion, und wir wollen alle Bürger für das Thema sensibilisieren“, erklärte Birgit Plan vom Jugendamt Alsdorf das Konzept. Öffentlichkeitskampagnen, Kinospots oder Plakataktionen können Instrumente dafür sein.
Wichtiges Stichwort: Zivilcourage. Es soll in Zukunft Schulungen für Bürger geben zur Stärkung von Zivilcourage, angesiedelt beispielsweise in den Familienzen¬tren. „Die Leute wollen helfen, aber sie wissen oft nicht wie“, stellten die Vertreter der Jugendämter fest.
Zwar habe die Gewalt gegen Kinder kriminalstatistisch nicht zugenommen, referierte Paula Honkanen-Schoberth, Bundesgeschäftsführerin des Kinderschutzbundes. Doch 14 Prozent der Eltern würden noch immer gewaltsame Erziehungsmethoden wie Prügel, Einsperren oder Ähnliches anwenden.
Richtiger Weg
Es gebe eine relativ hohe Dunkelziffer von Kindern in Not, meinte Angelika Degen vom Jugendamt der Städteregion. Oliver Krings vom Eschweiler Jugendamt verwies auf offen zutage tretende Kriminalität unter Jugendlichen, etwa Abzockereien an Bushaltestellen oder öffentlichen Plätzen. In vielen Fällen helfe Hinschauen von Erwachsenen oder Eingreifen. Darum will das Netzwerk auch Schulungen für entsprechende Berufsgruppen wie Busfahrer oder Politessen anbieten.
Prävention wird in dem Konzept groß geschrieben. In der Städteregion gebe es schon eine Menge Angebote für angehende und junge Eltern. Einen Beratungsdienst, der in Krankenhäuser frisch gebackene Mütter kontaktiert oder die Zusammenarbeit mit Hebammen, die beraten, wenn ein Säugling viel schreit, nannte Degen als Beispiele. „Sehr früh sind Eltern neugierig, und sie möchten gerne gute Eltern sein“, beschrieb Honkanen-Schoberth ihre Erfahrungen. Man müsse schauen, „was Eltern brauchen“, ohne ihnen das Gefühl zu geben, dass sie kontrolliert oder bestraft würden. „Eltern sollen sich gut aufgenommen fühlen. Es muss als Stärke gelten, Hilfe in Anspruch zu nehmen.“ Die Bürgermeister seien auf dem richtigen Weg, die Unterdreijährigen-Betreuung in Tagesstätten weiter zu fördern, so die Vertreter der Jugendämter.
Zwei Jahre Laufzeit sind für das Netzwerk-Projekt angesetzt, die Kosten belaufen sich auf rund 50 000 Euro. Wobei alle sich einig sind, dass danach die Aktivitäten nicht eingestellt werden können. Die Initiatoren hoffen eine breite Unterstützung aus den Reihen der Bürger und der Unternehmen. Letztere könnten ihr Engagement beispielsweise zur Image-Steigerung nutzen. Sie könnten die Kinder- und Jugendarbeit mit Spenden oder Sachunterstützung fördern, beispielsweise indem sie Räume oder Marketing-Instrumente zur Verfügung stellen. Wer immer sich in das Netzwerk einklinken will, kann sich an das zuständige Jugendamt wenden. Jede Idee sei wertvoll.
Eröffnungsveranstaltung
Am 20. September 2010, dem alljährlich stattfindenden Weltkindertag, luden die Jugendämter der StädteRegion Aachen weit über 100 Vertreter aus Wirtschaft, Handel, Industrie, Dienstleistungsunternehmen, Justiz, Polizei, Verbänden und Vereinen ins Haus der StädteRegion ein, um über die Gründung eines „Netzwerk zur Stärkung und Förderung des Kinder- und Jugendschutzes in der StädteRegion Aachen“ zu informieren. Die hohe Präsenz aller Bürgermeister oder Beigeordneter und der Bürgermeisterin sowie zahlreicher politischer Vertreter zeigte die enorme Akzeptanz, sich für das wichtige Thema Kinderschutz zu engagieren.
Ausgehend von dem Grundgedanken, dass das sichere und gesunde Aufwachsen von Kindern und Jugendlichen die Grundlage für das Recht eines jeden Kindes auf Entwicklung und Entfaltung bildet, haben die Jugendämter in der StädteRegion Aachen ein gemeinsames Konzept zur Verbesserung des Schutzes von Kindern und Jugendlichen in der Öffentlichkeit entwickelt.
Die Umsetzung dieses Konzepts kann nur als eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe gelingen, wenn sich jeder Einzelne verantwortlich fühlt, hinzuschauen, hinzuhören und wahrzunehmen, wo Kinder in Not sind.
Für die Umsetzung des Konzepts brauchte es viele starke Partner und solche waren zahlreich der Einladung im vergangenen Jahr gefolgt.
Unter der kompetenten Moderation von Herrn Ralf Raspe, Journalist und Moderator beim WDR, wurde schnell für jedermann deutlich, wie wichtig die Zusammenarbeit zwischen den professionellen Helfern und dem verantwortlichen Mitwirken der Bürgerinnen und Bürger „auf der Straße“ ist.
Für die Schirmherrschaft über das Netzwerk konnte Frau Paula Honkanen-Schoberth, Bundesgeschäftsführerin des Deutschen Kinderschutzbundes in Berlin, gewonnen werden. Durch ihre Jahrzehnte lange Tätigkeit beim Kinderschutzbund in Aachen war sie spontan und gerne bereit, den Kinderschutzgedanken, der sicherlich sehr durch ihr persönliches Engagement geprägt wurde, im Sinne des Netzwerks aufzugreifen.
Gleich zu Beginn wurde durch die lebendige Ansprache und ihre Emotionalität bei „ihrem Thema“ Kindesschutz jedem Teilnehmer deutlich, dass es lohnend ist, sich für das große Thema Kinder- und Jugendschutz zu engagieren.
Während der anschließenden Podiumsdiskussion konnten Nachfragen aus dem Publikum beantwortet werden. Zum Ende der Veranstaltung erklärten sich mehr als 60 Gäste spontan per Unterschrift bereit erklärten, Kinder und Jugendliche zu schützen und die Aktionen, Initiativen und Vorhaben des Netzwerks als Kooperationspartner aktiv zu unterstützen. Den Unterzeichnern wurde eine Urkunde ausgehändigt, die sie als Kooperationspartner im Netzwerk zur Stärkung und Förderung des Kinder- und Jugendschutzes in der StädteRegion auszeichnet und im jeweiligen beruflichen Kontext ihre Mitgliedschaft sichtbar macht.